Man kam ja kaum dran vorbei, daher gehe ich davon aus, jeder hat es mitbekommen: Am 22. Juli explodierte zunächst in Oslo eine Bombe, 8 Menschen kamen zu Tode, zwei Stunden später wurden bei einem Anschlag auf der 30 km von Oslo entfernten Insel Utoya, der vom Ablauf einem Amoklauf ähnelte, weitere 68 Menschen getötet. Mutmaßlicher Täter für beide Taten ist Anders Behring Breivik, Grund ist offenbar seine rechtsextreme, christlich-fundamentalistische Haltung, häufig zitiert wird die Aussage von Breivik, man befände sich in einem Krieg und dort sei alles erlaubt. Offenbar ist der Täter geständig.
Interessanter noch finde ich allerdings manch andere Dinge rund um den Anschlag:
1. Die Reaktion der Medien:
Der Anschlag in Oslo geschah um 15:26 Uhr MEZ, schon kurz darauf traten massiv "Terrorexperten" auf und gaben ihr "Fachwissen" zum besten. Das hieß in ausnahmslos jedem Fall: Der Moslem wars. Der Druck vieler Redaktionen es als erstes zu vermelden führte fast immer zu diesem Urteil. Kaum eine Redaktion ließ sich zu einem journalistisch korrekten "Aktuell sind die Details nicht bekannt, neue Informationen gibt es, wenn diese bekannt werden." hinreißen. Stattdessen massive Betonung, warums eindeutig der Muselmann gewesen sein muss. Besonders übel ist dabei dieses Beispiel. So schnell, wie sich diese Journalisten sicher waren, dass der Anschlag von Islamisten begangen wurde, mussten sie nun feststellen, dass sie komplett daneben lagen. Zynisch müsste man sagen, zum Glück war er ein Nazi, fatal, wäre er nur christlicher Fundamentalist gewesen. Plötzlich müsste man die eigenen Vorurteile überdenken.
Und natürlich kann man spontan bei einem Anschlag an Islamisten denken, schließlich wird durch die Medien genau das ja suggeriert (und hätte ich das Geschehen früher verfolgt, wäre das unter Umständen auch mein Gedanke gewesen). Doch dann darf man sich nicht "Experte" nennen, denn einem Experten sollte klar sein, dass von den 249 Anschlägen des letzten Jahres in Europa nur 3 einen islamistischen Hintergrund hatten.
2. Die Reflexreaktionen der Politik:
Was macht man, wenn irgendwo einer Amok läuft, eine Bombe hochjagt oder Kinderpornos sammelt? Richtig, die Gesetze verschärfen. So sind auch diese beiden Anschläge wieder einmal Anlass über schärfere Gesetze zu diskutieren. Beliebt sind hierbei relativ willkürlich ausgewählte Ursachen. In diesem Fall: Killerspiele. Wie praktisch, der Attentäter spielte Modern Warfare 2. Angeblich sogar zum Training. Dabei sollte jedem, der sowohl einen Shooter gespielt hat, wie auch eine Waffe abgefeuert hat, klar sein, dass das fataler Unsinn ist.
Im Endeffekt bleiben diese Anschläge für die Politik oft ein willkommener Anlass die Freiheit der Bürger einzuschränken.
3. Viele Diskussionen und wenig Ergebnisse:
Aktuell wird wieder diskutiert. Rechtsradikale stellten scheinbar bis vor wenigen Tagen kein Problem dar. Neonazis haben offenbar auch in Deutschland auch ein riesiges Gewaltpotenzial. Wer hätte es gedacht? Nun werden die Talkshows erst einmal von Experten für Rechtsextremismus bevölkert, die alle genau wissen, was man tun müsste. Getan wird allerdings reichlich wenig. In nem Vierteljahr kommt dann der neue Aufreger und sämtliche Diskussionen sind vom Tisch. Schade eigentlich, denn gegen Rechtsextremismus müsste noch viel getan werden. Wie diese Anschläge und Punkt 1 zeigen.
Was denkt ihr zu den Anschlägen und den angesprochenen Punkten?